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Yoga: Nach innen schauen


"Die Menschen ziehen aus, um die Höhen der Berge zu bestaunen,

die riesigen Wellen des Meeres, die langen Strecken der Flüsse,

den weiten Umfang des Ozeans und die Kreisbewegungen der Sterne zu erforschen,

und gehen dabei gehen an sich selbst vorbei."

~ Augustinus



Sage Patanjali | 900 a.D. Mysore, India.

Einer der Hauptunterschiede zwischen Yoga und anderen hinduistischen Philosophien ist, dass Yoga die einzige ist, die eine Praxis hat. Die Theorie des Yoga wurde von Patañjali um 400 v. Chr. kodifiziert und systematisiert.

Patañjali war nicht der Erfinder des Yoga. Wir wissen, dass Yoga schon vor ihm existierte und dass er eine Synthese aus vorhandenem Wissen und Informationen schuf, indem er sie in Form von 195 Aphorismen (sūtras) zusammenfasste, die als präziser Fahrplan für die Yogapraxis betrachtet werden können.



Traditionell wird angenommen, dass Yoga zu 99% aus Praxis und nur zu 1% aus Theorie besteht. B.K.S. Iyengar pflegte zu sagen, dass sogar dieses 1% durch die Praxis verstanden werden kann. Eine weitere bekannte Schule der Hindu-Philosophie ist der Vedānta, der an sich sieben Schulen umfasst, von denen die berühmteste die Advaīta von Ādi Śankara ist.

BKS Iyengar im Meditationssitz Sidasana und in Urdhva Muhka Svanasana. Pune, Indien 2021.



In ihrem kürzlich erschienenen Buch "Yoga & Self-Enquiry" gibt Lucy E. Johnson einen Einblick in die Traditionen und Methoden sowohl des Yoga als auch des Vedānta und erinnert uns an die ursprünglichen Wurzeln des Yoga und sein philosophisches Ziel der Befreiung durch Verwirklichung des Selbst.


Claudia Lamas Cornejo: Warum hast du Yoga und Selbsterforschung geschrieben?


Lucy E Johnson: Es war das Ergebnis eines inneren Drangs oder Schubs. Ich musste es einfach tun! Es fühlte sich wie ein sehr inspirierter Prozess an. Ich hoffe aufrichtig, dass diese uralten und zeitlosen Lehren meinen Mit-Yoga-Praktizierenden und anderen spirituell Suchenden von Nutzen sind.

CLC: Was ist Ihre Vision?


LEJ: B.K.S. Iyengar hat Millionen von Menschen im Westen mit Yoga bekannt gemacht. Aber er ermutigte die Praktizierenden auch, die Bedeutung der Yoga-Sutren zu erforschen - nicht als trockene Theorie, sondern als tatsächliche Praxis! Wie viele westliche Praktizierende kam ich wegen körperlicher Probleme zum Yoga. Und doch wird vielen von uns bald klar, dass dies nur ein Kratzen an der Oberfläche eines sehr ausgefeilten und doch praktischen Systems zur Selbstveränderung ist. Meine Vision ist, dass Yoga nicht mehr nur eine kommerzielle Ware ist, wie es heute weitgehend der Fall ist, sondern dass Yoga-Praktizierende aus allen Traditionen beginnen, tiefer in die Tiefen seiner Weisheitslehren einzutauchen. Und zwar nicht nur intellektuell, sondern durch Erfahrung.


Auszüge aus dem Buch:



CLC: Was ist Ihr Ansatz im Yoga?


LEJ: Wir halten uns fälschlicherweise für ein Individuum (Körper-Geist-Komplex) und nicht für das Selbst (Atman oder Purusa), das reines grenzenloses Bewusstsein oder Gewahrsein ist. Wir müssen daher lernen, zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst zu unterscheiden. Dieser Prozess ist die Selbsterforschung oder Svadhyaya, die Patanjali als einen Akt des Yoga bezeichnet. Die Selbsterforschung ist keine intellektuelle Analyse, sondern eine direkte Beobachtung des Selbst. Sobald wir "Kontakt" mit unserem wahren Selbst hergestellt haben, ist es notwendig, sich in diesem Wissen zu verankern, indem wir die acht Glieder des Yoga üben. Die unteren Glieder des Yoga werden geübt, um den Geist zu reinigen - um Rajas (Unruhe) und Tamas (Dumpfheit) zu entfernen und ihn sattvisch (ruhig/klar) zu machen. Ein sattvischer Geist ist fit für die Meditation. Letztendlich wird Yoga zu einer Lebensweise, wenn wir lernen, es in alle Aspekte des Lebens zu integrieren, nicht nur, wenn wir zur Meditation sitzen oder Asanas oder Pranayama üben.


Claudia Lamas Cornejo: Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben!



 

Über die Autorin: Lucy Elizabeth Johnson stammt aus England und entdeckte Yoga zum ersten Mal in ihren späten 20ern, als sie zufällig über Mira Mehtas Iyengar-Yoga-Kurse in Nord-London stolperte. Später begann sie, Kurse am Iyengar-Yoga-Institut in Maida Vale sowie Vedānta- und Sanskrit-Kurse bei der Chinmaya International Foundation in London zu besuchen. 2016 wurde sie eine voll zertifizierte Iyengar-Yogalehrerin und ging 2019 von ihrem Job als Beraterin in den Ruhestand, um sich mehr Zeit für ihre Familie und ihre spirituelle Praxis zu nehmen.


Weitere Infos zum Buch "Yoga & Self-Enquiry" >>

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